
Als ob Liverpools Rekordverpflichtung von Florian Wirtz nicht schon ein Erdbeben gewesen wäre, haben die Auswirkungen den FC Köln bereits erreicht. Während sich der Staub nach einem Transferpaket von über 125 Millionen Pfund (150 Millionen Euro) legt, macht Kölns Präsident Werner Wolf seinen Anspruch auf einen Teil dieses unerwarteten Gewinns geltend – dank des FIFA-Solidaritätsmechanismus.
⚽ Was ist die FIFA-Solidaritätsgebühr von 5 %?
Gemäß den FIFA-Regularien bezüglich Status und Transfer von Spielern erhalten Vereine, die an der Entwicklung eines Spielers zwischen 12 und 23 Jahren beteiligt sind, 5 % aller internationalen Transfergebühren (ohne Zusatzleistungen) als Solidaritätsbeitrag. Dieser Betrag wird anteilig verteilt: Jedes Trainingsjahr zählt und wird von der Zahlung des Käufers – in diesem Fall Liverpool – abgezogen.
So funktioniert es:
5 % der gesamten Transfersumme (Grundgebühr + Zusatzleistungen) werden zurückgestellt.
Vereine erhalten ihre Vergütung basierend auf der Trainingszeit des Spielers zwischen 12 und 23 Jahren.
Warum der 1. FC Köln profitieren wird
Florian Wirtz kam 2010 – mit gerade einmal zehn Jahren – in die Nachwuchsakademie des FC Köln und blieb dort bis 2020, bevor er mit 16 Jahren nach Leverkusen wechselte. Diese neun entscheidenden Jahre tragen maßgeblich zur Solidaritätsauszahlung bei.
Geschätzter Anspruch:
Mindestauszahlung: ca. 3,2 Millionen Euro für die Jahre 12–16
Kölns Anspruch: bis zu 5,7 Millionen Euro, wobei Verlängerungen oder Zusatzleistungen den Gesamtbetrag erhöhen könnten.
Potenzielle Obergrenze: Bis zu 7,5 Millionen Euro, wenn Liverpools Gesamtdeal 150 Millionen Euro erreicht.
Wolfs Botschaft ist klar: „Wir wissen, was uns zusteht, und werden dafür kämpfen … Je höher die Summe ist, die Liverpool zu zahlen bereit ist, desto besser für uns.“
Braut sich Streit an?
Ja. Mehrere Fragen verzögern die Formalisierung:
1. Wer zahlt und wie viel?
Die FIFA-Regeln besagen, dass Liverpool die 5 % zahlt, aber Leverkusen und Köln verhandeln, wer offiziell was zahlt – und ob Zusatzleistungen berücksichtigt werden sollen.
2. Dauer der Ausbildungsjahre
Der FC Köln besteht darauf, dass Wirtz’ Entwicklungszeit auch über das 16. Lebensjahr hinaus zählt, was ihren Anteil potenziell erhöhen könnte.
3. Unmut über das Gentlemen’s Agreement
Der FC Köln behauptet, Leverkusen habe 2020 eine Vereinbarung zum Abwerbeverbot gebrochen und argumentiert, die Untergrabung der Nachwuchsförderung schwäche den Solidaritätsgeist.
Historischer Kontext: Solidarität in Aktion
Diese Solidaritätszahlungen sind nicht theoretisch:
Als Jude Bellingham von Birmingham zu Real Madrid wechselte, erhielt Birmingham über denselben Mechanismus über 6 Millionen Euro.
Der FC Köln sieht dies als ein ähnliches Terrain: Ein erfolgreiches Akademie-Geburtsjahr verwandelt sich nun in finanzielle Gerechtigkeit.
Finanzielle Aufschlüsselung (geschätzt)
Transferszenario: 5 % Solidaritätsfonds, geschätzter Anteil des FC Köln
100 Mio. € (Basis), 5 Mio. € – 3,2 Mio. €
150 Mio. € (mit Zusatzleistungen), 7,5 Mio. €, 5,7–7,5 Mio. €
Der FC Köln plant, den maximal möglichen Betrag zu fordern, während Liverpool möglicherweise davor zurückschreckt, alle Kosten zu übernehmen – insbesondere, wenn Zusatzleistungen enthalten sind.
Warum Solidarität wichtig ist
Investitionsrendite: Jugendakademien geben Millionen aus; die 5 %-Regel dient als Ausgleichsmodell.
Gerechte Entwicklung: Sie stellt sicher, dass kleinere Vereine, die größere Vereine unterstützen, finanziell profitieren, wenn Talente aufsteigen.
Einhaltung von Vorschriften: Alle Käufer müssen diesen Fonds nutzen, bevor sie den verkaufenden Verein bezahlen.
Die klare Haltung des FC Köln ist weniger von Gier geprägt, sondern vielmehr von der Durchsetzung einer Regel, die die wirtschaftliche Balance im Fußball ausbalancieren soll.
Werner Wolfs klare Botschaft.
Im Radio Köln betonte Wolf, dass der FC „dafür kämpfen“ werde und sagte, man „schaue sich die Sache mit beiden Augen an“. Frühere Schätzungen lagen bei 3,2 Millionen Euro für den möglichen Gewinn; nun sucht man Klarheit darüber, ob man je nach Auslegung bis zu 5,7 Millionen Euro oder sogar 7,5 Millionen Euro einfordern kann.
Auswirkungen auf Liverpools Finanzen
Transferkosteninflation: Solidaritätsbeiträge könnten die absoluten Ausgaben um 3–5 % erhöhen.
Potenzieller Abschreckungsfaktor: Hohe Solidaritätsverpflichtungen könnten Käufer zögern lassen oder die Bekanntgabe von Deals verzögern.
Verhandlungskomplexität: Es geht nicht mehr nur um Käufer gegen Verkäufer, sondern auch um Entwicklungsvereine wie den FC.
Anfield-Insider sagen, diese Solidaritätsklausel sei einer der Gründe, warum der Transfer länger als erwartet gedauert hat.
Was Fans und Beobachter sagen
Manche sehen den Kampf des FC Köln als gerechtfertigt an. Ohne den Vertrag hätte Wirtz nicht das Niveau erreicht, das solche Preise rechtfertigt. Andere argumentieren, dass langwierige Klauselstreitigkeiten Wirtz’ Debüt in Anfie.